Presseerklärung vom 14.11.2006:
Die von den Unterzeichnern vertretenen Vereinigungen
Pro Missa Tridentina,
Una Voce Deutschland und
Pro Sancta Ecclesia sind Zusammenschlüsse katholischer Laien des deutschsprachigen Raums, die der heiligen Messe und den anderen Sakramenten im klassischen römischen („tridentinischen“) Ritus verbunden sind. Sie stützen sich dabei auf das päpstliche Schreiben „Ecclesia Dei“ von 1988, in dem diese Verbundenheit als legitim anerkannt wird und die Bischöfe angewiesen werden, das Empfinden dieser Gläubigen zu achten und ihren Wünschen großzügig entgegenzukommen.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, hat Radio Vatikan vor einigen Tagen ein
Interview gegeben, das diese von Papst Johannes Paul II. geforderte Achtung in erschreckendem Maße vermissen läßt.
In dem Interview unterstellt der Kardinal, daß Gläubige, die die Zulassung der Meßfeier im klassischen römischen Ritus wünschen, die Gültigkeit der „erneuerten“ Messe mehr oder weniger in Frage stellen würden.
Weiter wird der Eindruck erweckt, bei den Besuchern der alten lateinischen Messen handle es sich fast ausschließlich um Leute im Rentenalter.
Schließlich bemerkt der Kardinal, man finde kaum mehr Priester, die fähig und bereit seien, die heilige Messe nach den Büchern von 1962 zu lesen; dies könne man sich gewiß schon altersmäßig vorstellen.
Hierzu stellen wir fest:
1. Unsere Vereinigungen haben die Gültigkeit des „erneuerten“ Meßritus nie in Frage gestellt, wenn sie auch immer wieder auf die Willkür in der Praxis hinweisen mußten. Sie berufen sich auf die Aussage des Konzils, daß „die Kirche allen rechtlich anerkannten Riten gleiches Recht und gleiche Ehre zuerkennt“ (Artikel 4 der Liturgiekonstitution
Sacrosanctum Concilium).
2. An vielen Orten, an denen regelmäßig sonntagvormittags die heilige Messe im klassischen römischen Ritus gefeiert wird, ist etwa ein Drittel der Meßbesucher jünger als 18 Jahre.
3. Der Altersdurchschnitt des deutschen Diözesanklerus ist weit höher als das Durchschnittsalter der Priester der Petrusbruderschaft und des Instituts „Christus König und Hoherpriester“, welche die alte lateinische Messe im deutschsprachigen Raum zelebrieren. Leider verbieten viele deutsche Bischöfe Priestern dieser Gemeinschaften sowie ihren am alten lateinischen Ritus interessierten Mitbrüdern im Diözesandienst die Meßfeier für traditionsverbundene Gläubige.
Wenn Kardinal Lehmann schließlich meint, man müsse mit den Leuten, die die heilige Messe in diesem Ritus wünschen, vor allem ins Gespräch kommen, dann bietet sich hierfür in seiner eigenen Diözese eine gute erste Gelegenheit: Seit nunmehr über vier Jahren warten 300 Bittsteller für die Zulassung der alten lateinischen Messe in Gießen auf eine Antwort ihres Bischofs Karl Kardinal Lehmann.
Es gibt sichere Hinweise, daß der Heilige Vater beabsichtigt, der Feier der heiligen Messe und der Spendung der anderen Sakramente im klassischen römischen Ritus ihr Heimatrecht in der katholischen Kirche zurückzugeben. Vor diesem Hintergrund muß das Interview von Kardinal Lehmann mit Radio Vatikan gesehen werden. Offensichtlich soll mit diesem Interview die Absicht des Heiligen Vaters konterkariert werden. Kardinal Lehmann will – wie schon in der Vergangenheit (Geschiedenen-Hirtenbrief, Beratungsschein) – sich erneut von der weltkirchlichen Entwicklung abkoppeln und einen deutschen Sonderweg beschreiten.
Pro Missa Tridentina gez. Monika Rheinschmitt (Fraschstr. 6, 70825 Korntal)
Una Voce Deutschland gez. Kurt Bantle (Fischergasse 18, 79713 Bad Säckingen)
Pro Sancta Ecclesia gez. Dr. Wolfgang Graf (St.-Georg-Str. 7, 86833 Siebnach)
Für die Ausfertigung:
Stefan Loebel, Medienbeauftragter, Bahnhofstr. 58, 55270 Ober-Olm